„Ah, Du machst Stilberatungen!“
Auch wenn das nicht ganz falsch ist, ich mag es nicht besonders, als Stilberaterin bezeichnet zu werden. Der Grund: Stil- und Typberatung wird im Allgemeinen etwa so definiert:
Die Kundin wird angeschaut, kurz befragt und „Tadah!“, das Ergebnis ist einer von vier Stiltypen (wenn Frau Glück hat, eine Mischung daraus):
4 Kategorien. Für etwa 53 Millionen Frauen, die im deutschsprachigen Raum leben. Würden die alle in nur vier Schubladen passen und würde sich das Leben bloß in diesen Kategorien abspielen, dann wäre das nicht nur langweilig, sondern auch ziemlich frustrierend. Findest du nicht?
Das Leben bietet die wundervollsten Anlässe für unterschiedliche Looks. Im Business darf es kraftvoll und durchsetzungsstark sein, mit den Freundinnen ganz lässig und modisch und in den Ferien ist vielleicht ein extravagantes Boheme Kleid das, worauf du Lust hast.
Je nach Stimmung fühlst du dich in unterschiedlichen Farbtönen wohler und je nach Jahreszeit und Tagesaufgabe haben wir Lust auf unterschiedliche Looks. Wäre es nicht wahnsinnig langweilig 365 Tage im Jahr „die Sportliche“ zu sein?
Wäre es stattdessen also nicht spannender, deinen EIGENEN Style zu kreieren?
Eine Stilidentität, die sich durch dein Leben zieht, dir aber Spielraum für deine Facetten lässt?
Du möchtest herausfinden, wie dein persönlicher Look aussieht, ohne dich in eine starre Schablone zu zwängen?
Dafür benötigst du vor allem Zeit zur Selbstreflexion. Geht es dir wie mir und die Zeit ist immer knapp? Ich verspreche dir, es lohnt sich, regelmäßig Zeit in dich selbst zu investieren. Zur Ruhe zu kommen und dir selbst etwas Gutes zu tun.
Wie wäre es, wenn du heute Abend mal ein Stündchen für dich und deinen Schrank einplanst? Ganz in Ruhe, ohne Störungen aber vielleicht mit einem leckeren Drink?
In meinen Typberatungen empfehle ich meinen Kundinnen zu Beginn, drei Schlüsselbegriffe für ihren Style zu definieren. Suche dir Worte, die dich spontan ansprechen und so richtig in Vorfreude versetzen. Mach’ dir bei dieser Aufgabe nicht zu viele Gedanken. Im Grunde kann jedes Attribut, das dich intuitiv anspricht, dich und deinen Style repräsentieren.
Frage dich: „Wie will ich wirken? Wer ist die Frau tief in mir drin, die ich aktuell zu wenig zeige?"
Hier ein paar Wörter, die sich meinen Jahren als persönliche Style Beraterin als passend herausgestellt haben:
Auch die vier Standard Stiltypen Begriffe klassisch, natürlich, romantisch und sportlich kommen natürlich als Begriffe in Frage.
Die Zahl drei ist als Anzahl für die Style Keywords eine bewährte Formel.
Zu wenige Stilrichtungen könnten deine Facetten zu wenig abdecken, zu viele dagegen verwirren und deine gewünschte Ausstrahlung wird verwässert.
Wenn du dich nicht gleich entscheiden kannst, suche dir vier Wörter aus und reduziere sie im Laufe deiner Style Entwicklung.
Keine Sorge! Es geht bei dieser Übung nur um den Start auf deinem Weg zu deinem eigenen Stiltyp. Nichts muss jetzt in Stein gemeißelt sein. Du veränderst dich und dein Style tut es auch. Du musst hier keine Angst haben, etwas falsch zu machen. Vertraue auf deine innere Stimme.
Damit dein Outfit dich wirklich stärken kann und du dich so richtig großartig fühlst, sei ehrlich zu dir selbst!
Was willst du? Und nur du?
Lass’ es nicht zu, dass sich Gedanken einschleichen wie:
„Was werden die Leute denken, wenn ich plötzlich schicker herumlaufe? Ich wohne doch auf dem Dorf!“
„Meine Kollegen werden denken, ich halte mich für etwas Besseres!“
Meine ehrliche Meinung und jahrelange Erfahrung:
Deine Kollegen können so einiges wegstecken und werden sich daran gewöhnen, dass bei dir jetzt Schluss ist mit Jeans & T-Shirt.
Höchstwahrscheinlich dauert es nicht lange, bis du gefragt wirst, wo du einkaufst!
Welche deiner Kleidungsstücke repräsentieren die von dir gewählten Attribute?
Oft kannst du einem Kleidungsstück mehr als ein Attribut zuordnen, das ist völlig in Ordnung. Diese Teile verändern ihre Wirkung, je nachdem wie du sie kombinierst.
Genau so funktioniert Style!
Hast du deinen roten Faden gefunden dann gibt dir das die Freiheit, alle deine Facetten drum herum zu entfalten. Du kannst deinen Style dann unterschiedlichen Anlässen und Situationen anpassen und bleibst deiner Style Identität trotzdem treu.
Einigen Kundinnen meiner Style Beratung fällt auf, dass sie die Kleidungsstücke, die ihrem Wunschstil entsprechen, zwar im Schrank haben, aber selten tragen. Meist fehlt schlicht der Mut. Versuche diese Teile, die du zwar liebst, dir aber gewagt erscheinen, mit schlichten Basics zu kombinieren.
Würdest du so gern endlich mal das Top in dem kräftigen Pink tragen, aber es ist eben… sehr pink? Kombiniere es mit einer neutralen Farbe. Weiss, sand, grau… und schon ist es garnicht mehr bunt, sondern schick und tragbar.
Welche Teile in deinem Schrank entsprechen überhaupt nicht deinen neu definierten Style Attributen?
Nach meiner Erfahrung sind das oft ausgerechnet die Stücke, die wir, vielleicht aus Bequemlichkeit, sehr oft tragen.
Die so-la-la passende Jeans, der Schlabberpulli oder die langweiligen, eintönigen T-Shirts. Es sind die pflegeleichten Teile, an die wir uns zwar gewöhnt haben, die jedoch den Wunsch nach einem ausdrucksstärkeren Style erst in uns ausgelöst haben.
Kannst du in den Kleidungsstücken, die überhaupt nicht deinem Wunschstil entsprechen, Gemeinsamkeiten entdecken?
Je genauer du eingrenzen kannst, warum die Teile nicht deinem Wunschstil entsprechen, desto besser kannst du in Zukunft Fehlkäufe vermeiden. Kleidungsstücke, die deinem neu definierten Stiltypen nicht entsprechen, gehören aus deiner aktiven Garderobe verbannt!
Leider vergessen wir viel zu schnell, von welchen Outfits wir begeistert waren.
In der Style Beratung gebe ich dafür einen wertvollen Tipp: Fotografiere unbedingt alle Outfits, die deinem Wunsch Style entsprechen!
In welchem Look fühlst du dich so richtig wie du selbst?
Genau so, wie du es dir gewünscht hast?
Warum gibt dir das Outfit dieses gute Gefühl?
Diese Erkenntnisse zeigen dir, auf was du in Zukunft beim Shopping achten solltest.
So fällt dir auch auf, welches deiner drei Style-Keywords noch unterrepräsentiert ist. Dieses Wort sollte bei deiner nächsten Shopping Tour definitiv ganz oben auf der Liste stehen!
Meist fällt es leichter, die Outfits anderer zu bewerten, als unsere eigenen. Bist du dir unsicher, ob dein Style modebewusst oder schon aufgedonnert wirkt? Da bist du ganz sicher nicht allein! Probiere folgenden Trick:
Fotografiere dich in deinem Outfit und sieh’ es dir einige Tage später noch einmal an. Durch die zweidimensionale Darstellung und den zeitlichen Abstand kannst du dich selbst neutraler sehen. Durch die direkten Vergleiche deiner Fotos wirst du immer geübter darin, welcher Style dir mehr oder weniger steht und gefällt. Du erkennst Gemeinsamkeiten an deinen Lieblingsoutfits und je mehr Bilder du in deiner Sammlung hast, desto offensichtlicher wirst du erkennen, was dein ganz eigener Stiltyp ist.
Dann ist mein online Style Kurs das Richtige für dich! Dort gehen wir, unter anderem, diese Übung zusammen durch und die Teilnehmerinnen unterstützen sich gegenseitig. Natürlich stehe ich dir in dem Kurs auch für deine persönlichen Fragen zur Verfügung. Unter diesem Link kannst du dich auf die Warteliste setzen lassen.
Und jetzt bist du dran! Welches ist dein ganz eigener Stiltyp? Lass’ mich wissen, welche Style-Keywords du für dich ausgesucht hast und warum.
Deine Stylistin
Ingrid
PS: Ich möchte mit diesem Artikel auf keinen Fall ausdrücken, dass alle Stilberaterinnen einen schlechten Job machen! Natürlich gibt es immer solche und solche. Es gibt crash Kurs Ausbildungen, es gibt fundierte Ausbildungen. Ich beschreibe hier, wie ich das Thema persönlich erlebt habe.
PPS: Diesen kurzen Artikel zum Thema Stilentwicklung möchte ich dir gern mit auf den Weg geben. Er liegt mir ganz besonders am Herzen, denn er räumt mit dem allergrössten Style Missverständnis auf: Style ist kein Kleidungsstück.