Letzte Woche habe ich in den Style News über eine Situation geschrieben, auf die ich sehr häufig angesprochen werde:
Das Office ohne Dresscode. Ursprünglich sollte die Abschaffung von Dresscodes für mehr Freiheit und Platz für Persönlichkeit sorgen. Passiert ist vor allem Eines: Viele Menschen fühlen sich unsicherer denn je was anziehen und passen sich vorsichtshalber den Kollegen an. Authentizität? Freiheit?
Besonders interessant finde ich aber: Die vielen Menschen, die auf mich zukommen und sagen:
Ich will eigentlich garnicht sooo relaxed im Büro erscheinen. Ich wünsche mir Outfits die professionell wirken, die meine Kompetenz unterstreichen und kraftvoll wirken. Aber: Man (und ganz besonders Frau) möchte auch nicht Kollegen auf den Slips treten, die in T-Shirt oder auch mal Hausschuhen durch die Büroflure schlendern.
Auf diese Style News habe ich überwältigend viele Nachrichten und Wünsche nach mehr Tipps bekommen. Also machen wir doch einen vollen Blogpost daraus für alle, die die letzten Style News verpasst haben, und legen nochmal einige Tipps drauf.
Unser Beispiel:
Gehen wir mal davon aus, du arbeitest in einem mittelständischen Unternehmen in einer internen Funktion, also ohne Kundenkontakt. Alle kommen total relaxed in's Büro. Freizeit und Office Kleidung ist grösstenteils dieselbe. Manch einer wechselt am Schreibtisch auch gern in Birkenstocks oder Hausschuhe.
Du hingegen gefällst dir eigentlich nicht besonders gut im Hose/Jeans, Pulli, Cardigan Look, aber du willst auch nicht, dass der Birkenstock-Typ denkt du hieltest dich für etwas Besseres.
Was also tun?
Food for thought:
In Richtung Chef*in oder Richtung Birkenstock-Typ?
Wem wollen wir wirklich Zugehörigkeit signalisieren?
Ja, ich verstehe.
Es kann ein grosser mentaler Stretch sein den ich hier gerade aufzeige, -aber ein sehr positiver Stretch für deine Karriere.
Aber gut. Ich höre dich und deine Bedenken und möchte dir daher heute einige Tipps mitgeben, wie du die Brücke schlägst von einfach nur casual zu polished casual.
Soll heissen: Immer noch freundlich, relaxed und "eine von euch", aber genau einen Tick gepflegter, "angezogener", moderner.
Gerade dieser Tick: "Du siehst gut aus!"
Casual Teile (Jeans, T-Shirts, Pulli, Cardigan, Chino,..) wirken sofort deutlich wertiger und gepflegter, wenn wir hier genau so auf Passform achten wie bei eleganten Kleidungsstücken.
Ein einfaches T-Shirt, das faltenfrei sitzt und gern noch schön gebügelt ist, sieht immer schicker aus als ein labberiges Stück, das hin-und her rutscht, weil Schulter und Halsausschnitt zu weit sind. "Klebt" die Hose am Bein? Wirft sie unschöne Falten im Schritt oder zeichnet sich der Slip ab? Keine guten Voraussetzungen für einen besonders kompetenten Auftritt.
Eine universell gute Passform im Job haben Kleidungsstücke die gerade ein wenig Luft zwischen Körper und Kleidung lassen, also nicht eng anliegen, aber auch nicht schlaff herabhängen. "Elegantly loose" pflegte meine Dozentin im Mode Studium immer zu wiederholen.
Ich meine hier nicht den kantigen Herren-Jeansgürtel, den ich viel zu oft sehe.
Stöbere ein bisschen im Netz und achte auf eine schmalere Breite (max. 3cm), eine aussergewöhnliche, feinere Schliesse und auch auf eine Farbe, die mit deiner Kleidung harmoniert. Es muss nicht immer schwarz sein.
Vielen Menschen fällt das Kombinieren von Outfits schwer. Einfarbige Teile können irgendwie öde und plakativ daherkommen. Oft wird dieses missinterpretiert als "die Farben passen nicht zusammen", was aber selten das Problem ist.
Traue dich unbedingt auch im Business an dezente Muster. Du wirst über die Wirkung staunen. Ein gestreifter Pulli statt einem Uni, ein Zopfstrick statt einfach "nur" glatt, ein feiner Streifen oder Karo in der Hose und das gesamte Outfit wird sofort aufgelockert und optisch leichter daherkommen. Ausserdem kannst du jede Farbe aus dem Muster ganz leicht dazu kombinieren.
Krägen und Business sind einfach ein Dreamteam. Sogar, wenn das Shirt so relaxed rüberkommt, wie dieses. Link zur Shirtbluse *
Jeans sind in den meisten Offices Gang und Gäbe. Die schickere Schwester: Eine Jeans in off-white *
Ein Klassiker der immer gepflegt rüberkommt, -ganz besonders mit der abgesetzten Schulterpasse. Link zum Marinieshirt *
Hast du eine elegante Gürtelalternative zum schweren Jeansgürtel im Schrank? Dunkelblau lässt sich übrigens super zu schwarzen oder braunen Schuhen kombinieren. Link zum Gürtel *
Das polished T-Shirt. Kleines Detail und so viel eleganter, "angezogener", als das klassische T. Link zum drapierten Shirt *
Die viel schickere Sneakeralternative, vor allem zu Jeans: Slippe aus butterweichem Leder. Link zu Slippern *
Bei Longblusen krempelst du die Ärmel und kombinierst sie mit einer schmalen Hose zu einem easy Office Look. Link zur Longbluse * in oliv
Die grösste Wirkung all dieser Ideen hat definitiv ein Oberteil mit Kragen vs. einem ohne Kragen.
Logisch eigentlich, denn der Kragen ist etwas, dass wir seit jeher mit Status oder Adel (die Halskrause, der Spitzenkragen) oder mit dem Geschäftsleben ("white Collar") in Verbindung bringen.
Wähle also lieber ein Oberteil mit Hemdkragen, Stehkragen, Rollkragen gegenüber einem einfach flachen Ausschnitt. Der Effekt funktioniert sogar bei einem so relaxtem Kleidungsstück wie dem Jeanshemd.
Ist dir aufgefallen, dass viele Herren im Business auf den ersten Blick causal tragen, aber sehr häufig ein Polo Shirt statt eines T-Shirts wählen?
Bei der Frage "Wer ist hier der Chef?" schlägt das Polo das T-Shirt jedes mal. Hier lohnt es sich den Kragentrick von den Herren abzuschauen!
Nicht ganz so businesslike wie der Kragen, aber auch eine Aufwertung eines casual Teils: Ganze oder halbe Knopfleisten. Pullis mit halber Knopfleiste (Henley genannt, bzw. Troyer wenn Reissverschluss) sind übrigens gerade ein riesen Trend, daher findest du sie im Frühling überall. Das Beste: Troyer kommen oft mit einem grossen Kragen, den du locker über die Schultern legen kannst. Gibt dem Look sofort einen Tick "mehr", wirkt daher interessant, ist aber auch auf Grund der Reissverschlusses ein ausgesprochen sportliches Kleidungsstück. Sportlichkeit passt in manche Branchen besser als in andere. Wie sieht das bei dir aus?
Jetzt die gemeinste Message dieses Blogposts, -sorry dafür schon einmal!
Ich weiss ja... Strickstoffe sind soo bequem. T-Shirts, Pullis, Cardigans. Kein Wunder sind sie so beliebt, sie sind einfach komfortabel.
Aber lassen wir diese Worte einmal kurz wirken:
Bequem. Komfortabel. Kuschelig. Praktisch.
Wie wollen wir im Job rüberkommen? Bequem, komfortabel, kuschelig, praktisch?
Eigentlich wollen wir ja das Gegenteil von Bequemlichkeit ausstrahlen, oder?
Nämlich Professionalität, Kompetenz, Klarheit, Kraft.
All diese Werte werden über glattere Webstoffe viel besser kommuniziert als über cosy Strick. Ich sage garnicht, dass du nie wieder Pulli & Co. in's Büro anziehen sollst, aber ich halte Strick in den letzten Jahren für recht überrepräsentiert. Vor allem wenn wir von einem Pulli plus Cardigan in einem Outfit sprechen ist es schwierig so einen Look noch von der gemütlichen Freizeit Ausstrahlung zur Professionalität hinzustylen.
Denke stattdessen an sog. Blusenshirts. Also schlichte T-Shirt Schnitte die in Webstoffen gearbeitet wurden. Oft kommt das Rückenteil in Jersey für etwas Dehnbarkeit. Wirkt sofort viel schicker, aber relaxed auch den schlichten Schnitt. Oder natürlich du setzt gleich auf einen locker geschnittene, längere Hemdbluse mit Kragen, krempelst die Ärmel, dazu eine gerade Jeans und Loafer oder auch einen weissen Retro Sneaker. Perfekt: Polished casual.
Blau ist die Businessfarbe schlechthin. Das ist bekannt. Sie wirkt souverän, vertrauenserweckend, sachlich, logisch, klar, sie polarisiert nicht. Kein Wunder, ist Blau die überwiegende Farbe bei Anzügen und Unternehmenslogos. Wir denken an die Deutsche Bank, Nivea, Dell, Nestle, VW,..
Mit blau fährst du im Zweifel immer gut. Ganz im Gegensatz zu rot.
Mit rot assoziieren wir Gefahr, Feuer, Blut, Leidenschaft. Nicht unbedingt hilfreich in den meisten Business Situationen. Wir werden in rot schneller als aggressiv oder unsympathisch wahrgenommen. Natürlich kommt es auch 1, auf den individuellen Ton (Bordeaux wirkt dezenter als Karminrot) und 2. auf die Kombination an.
Outfits mit einem grossen Hell-Dunkel-Kontrast (z.B. eine helle Farbe kombiniert mit schwarz, oder eine dunkle Farbe kombiniert mit weiss) wirken immer durchsetzungsstärker, autoritärer, kraftvoller als Outfits mit einem niedrigen Kontrast. Z.B. dunkelblaue Jeans mit bordeauxfarbenen Oberteil.
Nutze dieses Effekt je nach Tagesprogramm!
Du willst im Teammeeting nahbar und freundlich wirken? Dann kombiniere ein Outfit mit geringem Farbkontrast.
Zum Thema casual im Office könnte ich ewig schreiben und Beispieloutfits erstellen. Ganz nebenbei spielt natürlich auch noch deine Position im Unternehmen und deine Branche eine Rolle. So viel zu erzählen, so wenig Zeit!
Daher habe ich casual für's Office zum Monatsthema im Style Me Happy Club erklärt und du darfst dich auf eine volle Masterclass, Outfit Rezepte und Fragestunde freuen! Du bist noch nicht dabei im Club? Dann schau' doch hier mal vorbei.
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