Kleidung zu finden, die dir steht und die du liebst ist der Anfang zu einer Garderobe die dich groß rausbringt. Aber eben auch nur der Anfang. Der erste Schritt.
Erst wenn wir die einzelnen Kleidungsstücke zu stimmigen Outfits kombinieren fühlen wir uns rundum wohl, strahlend und gestärkt. Was genau "stimmig" ist, ist natürlich (und zum Glück) sehr individuell, dieses muss vor allem für dich stimmen. Du sollst dich authentisch von deinem Outfit repräsentiert fühlen.
Trotzdem gibt es ein paar optische Regeln, die wir über verschiedene Typen, Stile, Geschmäcker hinweg als "stimmig" empfinden. Und eine davon wird fast immer übersehen, dabei ist es genau dieser Faktor, der uns oftmals verzweifeln lässt, weil wir einfach nicht drauf kommen, was an einem Outfit "nicht stimmt".
Wenn ich gefragt werde, wie ich ein Kleidungsstück kombinieren würde, dann wird fast immer nach harmonischen Farben und manchmal auch nach passenden Schnitten gefragt. Interessante Farbkombinationen sind super, daher habe ich vor einiger Zeit auch eine ganze Artikelreihe zu schönen Outfitfarben erstellt. Schau' mal hier: Farben kombinieren
Aber Farbe ist nicht alles. Ehrlich gesagt, "perfekte" Farbkombis sind in meinen Augen nicht einmal die erste Priorität. Kennst du diese Glaubenssätze?
Zum Glück leben wir nicht mehr in einer Welt mit solchen Regeln, von denen ohnehin niemand mehr weiß, woher sie stammen und warum sie jemals sinnvoll gewesen sein sollen. Schauen wir uns heute mal auf Insta & Co. um: Die tollsten Frauen tragen Farbkombis, die einfach Spass machen und Persönlichkeit zeigen. Ohne Regeln und falsche Zurückhaltung.
Neben den Accessoires ist Farbe das Schönste und leichteste Stilmittel um Persönlichkeit in deine Outfits zu bringen. Dieses Tool sollten wir doch viel mehr nutzen.
Wenn die Farbkombi also nicht der Übeltäter eines unrunden Outfits ist, was ist es dann?
"Irgendwas gefällt mir nicht. Was stimmt mit diesem Outfit nicht?"
Werde ich sehr oft gefragt und erhalte ein Bild von einem farblich sogar sehr abgestimmten Outfit dazu. Trotzdem ist der Look nicht rund. Oft hat das einen einzigen Grund, ich wundere mich, dass dieser nicht viel mehr besprochen wird. Aber das ändern wir ja jetzt:
Klingt ein bisschen theoretisch, ist aber ganz einfach:
Eine Kundin fragte mich neulich: "Warum tragen wir eigentlich Sneaker zum Anzug aber keine Flip Flops zum Abendkleid?" Sehr tolle Frage!
Das Konzept dahinter:
Der Grad der Formalität zwischen Flip Flops und Abendkleid ist extrem unterschiedlich. Die Strandschuhe, die (zumindest in der Gummiversion) auch tagsüber an vielen Orten ungern gesehen werden zum eleganten Abendkleid! Unterschiedlicher kann der Grade der Formalität zweier Kleidungsstücke kaum sein.
Da können die beiden farblich noch so gut zusammenpassen, wohl kaum jemand wird das Outfit als gelungen bezeichnen.
Ein anderes Beispiel:
Sneaker zum Anzug kamen vor ca. 20 Jahre in den Kreativbranchen auf. Heute ist es ruhiger um diese Kombi geworden, aber damals war es wirklich sein Skandälchen. Aber Achtung: An welchen Sneaker denkst du jetzt gerade?
An einen schlichten Retrosneaker nicht wahr? Adidas Stan Smith, Samba, Gazelle oder ähnliche Modelle z.B. von Puma oder Veja. Es kommt aber garnicht auf das Brand an, -dies' ist einfach um dir den Look des Schuhs zu beschreiben. Auf jeden Fall ein schlichtes Modell in weiss, evt. schwarz.
Der Punkt ist: Es ist kein Runningschuh à la Asics, Nike Air o.ä. Diese sind nämlich zum Rennen gemacht. Aber wer würde ernsthaft in einem ungeplosterten Retrosneaker Sport machen? Eben. Diese sehen zwar sportlicher aus als ein klassischer Schnürschuh, sind aber ebenfalls Strassenschuhe. Es sind Tagesschuhe genau wie der Businessanzug Tageskluft ist. Der Anzug ist hier das formellere Kleidungsstück, aber der Grad der Formalität zum Sneaker ist deutlich näher als im ersten Beispiel.
Wenn wir also zwei (oder mehr) Kleidungsstücke in einem Outfit kombinieren, deren Grad der Formalität sehr unterschiedlich ist, ist nicht mehr erkennbar was die Trägerin eigentlich aussagen will. Das Outfit wirkt unklar, unentschlossen, unsicher und damit leider auch die Trägerin.
Stil, eine selbstsichere Wirkung und das gewisse Etwas wird aus Klarheit gemacht. Nicht aus wischi-waschi.
Vielleicht denkst du jetzt: "Aber Stilbrüche sind doch das Satz in der Suppe!"
Stilbrüche können absolut cool sein, aber der "Grad der Formalität" ist nicht dasselbe wie ein Stilbruch. Es ist tatsächlich ein ganz anderes Konzept.
Denken wir mal an die Mutter aller Stilbrüche: Das Blümchenkleid mit der Biker-Lederjacke. Beides sehr unterschiedliche Stile (romantisches Blümchenkleid, rockige Lederjacke), aber ein ähnlicher Grad der Formalität. Beides sind hauptsächlich Freizeitstücke. Weder besonders festlich oder elegant, noch businesslike. Typische Freizeitteile. Daher funktioniert dieser Stilbruch so gut.
Blazer sind gleichzeitig ein Modeliebling, aber auch ein Kombi-Sorgenkind.
Wir lieben Blazer dafür, dass sie jedem Outfit mehr Chic und Power verpassen. Dafür, dass sie als ergänzendes Teil über einer einfachen Hose und Shirt Kombi sofort für mehr Raffinesse sorgen. Für (fast jedes) Outfit gibt's den perfekten Blazer.
Aber warum bekomme ich dann so oft Bilder mit Blazeroutfits die irgendwie nicht rund sind?
Wir neigen dazu, beim Stichwort Blazer an den glatt gewebten, schlichten Business Klassiker zu denken, den wir alle in dunkelblau oder schwarz im Schrank haben und das war's mit dem Thema. Und damit tun wir diesem variantenreichen Kleidungsstück so Unrecht. Blazer ist nämlich nicht gleich Blazer.
Der taillierte, glatte Businessblazer ist tatsächlich eine kleine Diva, wenn es um Stilbrüche geht. Dieser Teil sagt so stark: "Ich gehöre in den Meetingraum", dass viele andere casual Kleidungsstücke dazu unpassend oder altbacken wirken. Vor allem mit rustikal- countryside- weekend- Styles kann der Businessblazer garnichts anfangen. Raulederschuhe mit Profilsohle? Bitte nicht. Der Business Blazer wünscht sich einen formelleren Schuhpartner.
Du liebst aber bequeme Schuhe, gerade im Winter? Kann ich gut verstehen. Wenn du dazu einen Blazer aus Wolle oder Tweed wählst, eine texturierte Oberfläche anstatt dem glatten Business Stoff, evt. ein Karo, dann wirkt dein Blazer sofort relaxt, bereit für den Weekend Trip zusammen mit den Raulederschuhen.
Ob ein Kleidungsstück formell oder causal wirkt hängt immer von einer Mischung auf Material, Form und Farbe ab.
Wie gesagt, es gibt für jedes Outfit den perfekten Blazer!
Im Style Me Happy Club bespreche ich regelmässig die Outfits der Mitglieder und gebe individuelle Tipps für optimale Kombinationen und Kleidungsstücke. Wenn dich das interessiert, dann setze dich gern hier auf die Infoliste für den Club und du bekommst Bescheid, sobald der Club wieder die Türen öffnet.