"Frauen lieben meist was sie kaufen, aber hassen 2/3 von dem, was in ihrem Schrank hängt."
-Mignon McLaughlin
Warum also nicht gleich auf diese vielen Fehlkäufe verzichten? Unser Mode Budget lieber für wenige aber wirkliche Lieblingsteile ausgeben?
Das das Capsule Wardrobe Konzept immer beliebter wird, hat (mindestens) zwei gute Gründe:
Dank der Fast Fashion Industrie mit neuen Trends und günstigen Teilen im Wochenrhythmus besitzen wir heute wesentlich mehr Kleidung als in den 1950er Jahren. Dafür geben wir aber nur ca. die Hälfte des Geldes wie damals aus.
Die Konsequenz: Die Wertschätzung gegenüber der Kleidung sinkt. Es wird schnell gekauft und schnell vergessen. Was ohne Plan gekauft wurde lässt sich schlechter mit der vorhandenen Garderobe kombinieren, passt vielleicht garnicht zu unserem Alltag und endet oft als ungetragener Fehlkauf.
Klar ist: Viel Kleidung bedeutet keineswegs viel Freude.
Das die Bekleidungsindustrie in Sachen Umweltschutz kein Musterschüler ist, ist kein Geheimnis. Transportwege von Afrika (Baumwollanbau) über Asien (Fertigung) nach Europa (Verkauf) sind eher die Regel als die Ausnahme. Dazwischen kommen Pestizide, Rohöl, unzählige Chemikalien (bleichen, färben, drucken, beschichten...) und leider oft auch sehr schlechte Loh- und Arbeitsbedingungen in den Fabriken zum Einsatz.
In jedem Kleidungsstück- und sei es noch so billig- steckt ein sehr aufwändiger Produktionsprozess.
Daher hat es kein Kleidungsstück verdient, ungetragen im Altkleidersack zu landen. Aber:
Unsere Kleidung soll auch etwas für uns tun. Schliesslich tragen wir sie fast 24h am Körper. Kaum etwas ist uns so nah. Sie soll uns ein gutes Gefühl geben, uns repräsentieren und für alle unsere Lebenslagen einsatzbereit sein. Aber ohne uns morgens vor dem Schrank in Stress und Hektik zu versetzen. Und genau da kommt die Capsule Wardrobe in's Spiel.
Wenn du jetzt hektisch denkst: "Ich würde ja gern, aber ich habe Angst davor nur 30 Teile zu besitzen.."
Ein Missverständnis vorab aufgeklärt: Eine Capsule Wardrobe ist nicht das zwanghafte reduzieren auf 30 Kleidungsstücke.
30 ist zwar eine beliebte Grösse bei Capsules (und man kann daraus viel mehr Outfits kombinieren, als du jetzt denkst), aber was genau deine perfekte Anzahl an Kleidungsstücke ist, das bestimmst du. Ich werde dir später dazu eine sehr praktische Formel erklären.
Erkennst du dich in diesen Gedanken? Dann könnte eine kleine, feine Garderobe etwas für dich sein:
Wenn dir der Schritt zu einer kompletten Capsule Wardrobe noch zu gross ist, könntest du mit einer Work-Capsule starten. Einer kleinen Kollektion die du auf deinen Job Alltag angepasst hat. Sie ist ganz besonders interessant, wenn du morgens schwer aus den Federn kommst und dir dann die Kreativität zum Kombinieren von Outfits fehlt. -Wem geht das nicht so?
In dem Fall macht es Sinn, einen Bereich in deinem Schrank nur für die Work-Capsule zu reservieren. So ist morgens alles griffbereit. Bei der Zusammenstellung deine Liste kannst du dich voll und ganz auf deinen Job konzentrieren, das macht es einfach. In vielen Fällen reicht hier tatsächlich schon eine Micro-Capsule von 16 Teilen aus, um dich perfekt einzukleiden. Ganz besonders, wenn du den ultimative Office Klassiker, den Anzug, integrierst. Bevor du jetzt laut "bloss nicht!" stöhnst, zwei Tipps:
Befürchtest du, dass dir eine kleine Garderobe zu langweilig werden könnte? Dass du plötzlich Lust auf modische Abwechslung bekommst, Spontankäufe machst und dann ruck-zuck wieder in der Ausgangssituation zurück bist?
Dann möchtest du vielleicht eine sommerliche und eine winterliche Garderobe erstellen. Das ist besonders schön für Frauen die Farben lieben. Naturbedingt tragen wir im Frühling und Sommer gern bunte, helle und leichte Farben, im Herbst wirken gebrannte Töne, Erd- und Naturtöne passend.
Wenn du diesen Jahrenszeitenwechel liebst: Warum nicht zwei Capsules erstellen? Obwohl: Eigentlich brauchst du garnicht zwei komplette unterschiedliche Garderoben. Du behältst einen Grundstock aus neutralen Tönen und Jeans und tauscht nur die farbigen Akzente aus.
Tatsächlich ist es möglich, das ganze Jahr mit einer Garderobe abzudecken.
Du fragst dich jetzt bestimmt: "Aber was ist im Winter und im Hochsommer?" Da gibt es tatsächlich einen Trick:
Eine Capsule Wardrobe schliesst deine Oberbekleidung ein, nicht aber Wäsche. Unterwäsche spielt eine sehr entscheidende Rolle dabei, deine leichte Kleidung winterfest zu machen. Bei einer Ganzjahrescapsule verzichten wir nämlich grösstenteils auf schwere Winterteile wie z.B. dicke Norwegerpullis. Leichtere Kleidungsstücke (sogar Blusen) können dagegen mit einem Hemdchen aus Wolle-Seide-Mischung ganz einfach wintertauglich gemacht werden.
Und dann ist da ja noch das Trendthema Layering: Also das sichtbare Tragen von mehreren Schichten. Eine weisse Hemdbluse schaut unter einem Strickpulli hervor oder du trägst ein T-Shirt unter einem Jeanshemd. So trägst du deine leichten Teile im Winter und es sieht gleich viel raffinierter aus, als eine einfache Jeans und Pulli Kombi.
Wenn es dir wie mir geht, hast du viel mehr "schöne" Restaurant-Kleidungsstücke im Schrank, als es schöne Restaurants gibt, aber zu wenig Büro-Teile. Um Fehlkäufe zu vermeiden, müssen deine Kleidungsstücke aber unbedingt zu deinem Leben passen.
Wie viele Outfits brauchst du pro Woche für den Job, zu Hause, Freizeit, zum Ausgehen,..? Sicherlich wird es einige Stücke geben, die du zu verschiedenen Gelegenheiten tragen kannst. Dieses einmal wirklich durchzudenken gibt die Klarheit, was du wirklich brauchst und wo deine Garderobe Lücken hat.
Eine Tabelle mit Soll-Ist-Analyse und weiterführende Tipps findest du in meinem Capsule Wardrobe Kit zum kostenlosen Download.
Eine Capsule Wardrobe ist eine durch und durch kombinierbare Garderobe. Wie viele Teile sie genau umfasst liegt bei dir. Achtung: Je grösser sie wird, desto anspruchsvoller wird es, alles kombinierbar zu halten.
Ich schwöre dafür auf diese Formel, für die grösstmögliche Anzahl Outfits mit wenigen Teilen:
6 Oberteile + 6 Unterteile + 3 leichte Jacken + 1 Kleid
Wenn hier alle Teile mit allen kombinierbar sind erhältst du tatsächlich 120 Outfits. Hättest du das gedacht?
Nun müssen wir natürlich auch mal waschen, Teile verschwinden, oder, oder, oder. Es gibt gute Gründe, sich mehr Teile zu wünschen, als 16. Wichtig ist aber, dass du nicht (deutlich) von dieser Relation abweichst. Du könntest z.B.
12 Oberteile + 12 Unterteile + 6 leichte Jacken + 2 Kleider planen. Das ist tatsächlich schon recht viel Stoff.
Wenn du Minimalismus liebst und am liebsten eine Uniform hättest wie Steve Jobs, dann spricht nichts dagegen, das selbe Oberteil 2x oder sogar 3x zu kaufen.
Wenn du Abwechslung in deine Garderobe bringen willst, dann achte darauf, dass deine 12 Oberteile sehr unterschiedlich sind. Langärmelig, kurzärmelig, mit Kragen und ohne, helle und dunkle Farben, Blusen und T-Shirts, matte und schimmernde Stoffe, ...
Das selbe gilt natürlich auch für die Unterteile und Jacken.
Erstelle ein Style-Diary
Bevor du dich entscheidest, auf welchen Kleidungsstücken du deine Capsule aufbauen möchtest, macht es Sinn zu schauen welche Teile du heute schon viel trägst und natürlich: Ob sie gut an dir aussehen. Das können wir mit etwas Distanz am besten beurteilen. Diese Distanz schafft ein Foto.
Mache also jeden Tag ein Spiegelselfie von deinem Look. Auch von Outfits, die dir nicht unbedingt gefallen. Die Bilder geben dir Aufschluss, warum dir etwas gefällt und warum nicht. So triffst du in Zukunft sicherere Entscheidungen und vermeidest Fehlkäufe. Sammle also min. 20-30 Outfitselfies bevor du dich bzgl. deiner Capsule entscheidest, oder gar neue Kleidungsstücke kaufst.
Analysiere dein Style-Diary
Jetzt wird es richtig interessant. Schaue deine 20-30 Bilder nacheinander durch. Der direkte Vergleich der Outfits macht diese Übung so aufschlussreich. Schlüsselfragen sind:
In welchem Outfit hast du dich so richtig wohl gefühlt? Stark, authentisch, selbstbewusst, strahlend?
In welchem weniger? Was sind die genauen Unterschiede in den Outfits?
Sogar wenn du jeden Tage Jeans und Pulli trägst, wirst du Unterschiede feststellen. In welcher Jeans fühlst du dich besser? Im dickeren Stoff? Im dünneren? Im dehnbaren? Im hellen blau? In der ausgerissenen Vintage Jeans?
In welchem Halsausschnitt fühlst du dich besser? Sportlich und eng am Hals? Feminin und tief gerundet? Der klassische
V-Ausschnitt?
Und dann sind da noch die Farben: Rot oder Blau? Hell oder dunkel? Matt oder glänzend?
Ich kann garnicht genug betonen, wie wichtig diese "kleinen" Erkenntnisse sind. Wenn du deine ganz persönliche Wohlfühlgarderobe zusammenstellen willst, sind es genau diese Details die den Unterschied machen.
Erstelle deine FarbpaletteDenkst du bei Capsule Wardrobe auch an etwas in schwarz/grau/weiss/rosé? Ja, das haben uns Pinterest und Instagram uns so eingehämmert, aber ganz so stereotyp muss es ja nicht sein.
Eine kleine Farbpalette macht das Kombinieren von Outfits aber tatsächlich sehr viel einfacher als alle Farben des Regenbogens im Schrank zu haben. Vorausgesetzt natürlich, du beschränkst dich auf Farben die du gern zusammen trägst.
Ich empfehle dir 5-6 Farben für deine Capsule, davon 3 neutrale Basisfarben wie z.B. schwarz/weiss/grau/dunkelbraun/beige/creme/marine/khaki und 2-3 Akzentfarben die du besonders magst. Z.B. Aqua, hellblau und orange. Klingt nach sehr wenig Farbe? Keine Sorge! Es bleibt nicht aus, das wir manchmal auf einen etwas helleren oder etwas dunkleren Ton zurückgreifen werden. Das ist kein Problem für die Kombinierbarkeit deiner Garderobe und bringt sogar etwas Abwechslung und Raffinesse mit.
Achte bei deiner Farbauswahl auf eine Mischung aus hellen und dunklen Farben. Das bringt Spannung in deine Looks und sie wirken nicht trist.
Sehr grosse und sehr schlanke Frauen sehen in komplett weit geschnittenen Outfits sensationell aus. Laufstegmodels und Fotoshop zeigen uns das jeden Tag. Die Realität sieht ein bisschen anders aus. Die allermeisten Frauen bevorzugen ein schmales Kleidungsstück kombiniert mit einem weiten Kleidungsstück für eine interessante Silhouette. Wenn du auch dazu gehörst, dann entscheide dich, ob du lieber schmale Unterteile und weite/lockere Oberteile tragen möchtest, oder weitere Unterteile (Marlene Hose, schwingende Röcke) und schmal geschnittene Oberteile.
Indem du dich für eine Silhouette entscheidest, machst du dir das Kombinieren leichter, da alle Oberteile zu allen Unterteilen passen.
Tipp: Das enge Teil ist meist der Hingucker,- zieht das Auge an. Du möchtest also die schmalen Teile an deiner "Schokoladenseite" tragen.
Plane Muster in deine Garderobe
Genau wie mit der Silhouette verhält es sich mit Mustern. Wenn du gern eine gemusterte Hose mit einer gemusterten Bluse kombinierst: Mega! Ein sehr angesagter und kreativer Look.
Wie ich meine Kundinnen kenne, bevorzugen sie aber nur ein Muster pro Outfit. Damit du also leichter Kombinieren kannst, entscheide dich von vornherein, ob du Muster im Oberteil oder Unterteil tragen möchtest.
Tipp: Das selbe Prinzip wie bei den Silhouetten: Muster sind immer Eyecatcher. Trage sie also an deiner Schokoladenseite. Du hast schöne Beine? Dann auf Hosen und Röcken. Du betonst gern dein Dekolleté oder Taille? Dann sind Muster auf Oberteilen toll.
Damit Muster ideal zu deiner Capsule passen, schaue dass mindestens eine Farbe deiner Farbpalette darin vorkommt.
Angenommen, du hast für deine 32-teilige Capsule nun 7 Unterteile, 10 Oberteile, 3 Jacken und 1 Kleid aus deiner aktuellen Garderobe ausgewählt. Es fehlten also (laut der Formel aus Punkt 2) 5 Unterteile, 2 Oberteile, 3 Jacken, und ein weiteres Kleid.
Jetzt werden wir wählerisch und anspruchsvoll. Denn wenn wir mir so einer vagen Liste ("5 Oberteile") losziehen, kommen wir wahrscheinlich mit garnichts oder mit "doppelten Lottchen" nach Hause, die wir bereits haben.
Deine Shoppingliste sollte diese Informationen enthalten:
Shoppingtipp:
Schaue zu erst bei den Herstellern und Brands, von denen du schon einige Teile in deiner Capsule hast. Gerade kleinere Brands arbeiten stark nach dem Kollektionsgedanken und achten darauf, dass ihre Produkte gut untereinander kombinierbar sind. Sie nehmen dir also schon einen Teil der Capsule Arbeit ab!
Ein Beispiel einer Capsule Collection aus 16 Teilen findest du in meinem downloadbaren Capsule-Kit (ab März '21).
Eine sorgfältig kuratierte Capsule Wardorbe zu erstellen dauert. D.h. nicht, dass es grundsätzlich viel Arbeit oder Stress bedeutet, so ein Prachtstück zusammenszustellen. Wir werden aber wahrscheinlich nicht alle gewünschten Teile (in der gewünschten Qualität, in der gewünschten Farbe, zu dem gewünschten Preis) bei einem einzelnen Shoppingtrip vorfinden.
Anstatt etwas mittelmässiges zu kaufen, verstehe deine Garderobe als deine ganz persönliche und unverwechselbare Sammlung von Kleidungsstücken, die dich lange Zeit täglich begleiten wird. Es lohnt sich, so etwas mit Liebe und Zeit zusammenzustellen.
Online ist eine super Recherchemöglichkeit. So kannst du dir einen Blick verschaffen, was aktuell in den Läden ist und ob sich ein Ausflug in die Innenstadt überhaupt lohnt. Online ist es aber schwierig Farben, Passform und vor allem Stoffqualitäten korrekt einzuschätzen. Für jemanden der sehr anspruchsvoll einkauft (und das tun wir beim Erstellen einer Capsule) kann das frustrierend sein.
Viel zu oft höre ich von meinen Kundinnen beim Kleiderschrank-Check:
"Ach das Teil...hmmm, ja... das hatte ich noch nie an. Online bestellt. Und wenn es schon mal hier ist, dachte ich ich werde es schon irgendwann anziehen."
Ganz böse Fehlkauf-Falle beim Online shopping: "Wenn es schon mal hier ist..." Es ist immer einfacher, das Teil einfach in den Schrank zu stopfen, als es zurück zu schicken, nicht wahr?
Mein persönlicher Trick, wenn ich mir nicht sicher bin ob ich ein online bestelltest Teil behalten soll:
"Hätte ich mich mit diesem Teil in einem Laden in die Kassenschlange gestellt um es bar zu bezahlen?"
Wenn die Antwort nein lautet, dann ist der Fall klar, oder? Das Teil muss zurück.
Klar ist es verlockend eine Vorlage einfach nachzukaufen. Die Teile sehen ja vielleicht auch super aus! Aber:
Die Vorlage wurde nach dem Stil einer anderen Person zusammengestellt. Diese hat einen anderen Körper, andere Vorlieben und einen anderen Lifestyle. Es ist so verlockend zu sagen: "Ich tausche einfach alle ihre Skinny Jeans gegen Bootcut Jeans aus und dann brauch' ich nur noch Accessoires. Die Teile sind schön, aber als Outfits noch ein bisschen zu langweilig."
Ahhhrr!!
Wenn du (z.B.) die Skinny Jeans gegen weitere Jeans tauscht,- werden sie dann noch so stylisch zu den Oberteilen aussehen? Wahrscheinlich nicht.
Wenn du nun anfängst mit Accessoires eine Garderobe aufzupeppen, die mit dem Ziel Simplicity und Schlichtheit zusammengestellt wurde- wird das dem Look gut tun? Wahrscheinlich nicht.
Eine Garderobe (Capsule oder nicht) ist etwas sehr persönliches. Unsere Kleider begleiten uns fast 24h am Tag, sie prägen unsere Wirkung. Um dich als Person wiederzuspiegeln, sollte sie auch von dir erstellt sein.
Ich möchte unbedingt wissen, wie es dir beim Erstellen deiner Capsule geht! Was sind deine Erfahrungen? Oder hast du weitere Tipps für uns? Schreibe mir über das Kommentarfeld unten.
alles Liebe,
Ingrid