Neulich durfte ich ein Style Coaching erleben, dass ich so schnell nicht vergessen werde. -Wenn überhaupt! Ich bin noch immer so fasziniert, dass ich dieses Erlebnis unbedingt mit dir teilen möchte.
Wir waren über zoom verabredet und natürlich hatte ich mich vorab mit einem umfangreichen Briefing auf die Kundin vorbereitet. Mir war aufgefallen, dass sie im Briefing kein Wort zum Thema Körper verloren hat. Normalerweise schreiben mir meine Kundinnen, was sie an ihrem Körper mögen und auch einen ganze Menge Dinge, die sie nicht mögen, oder kaschieren möchten.
Sie schrieb' nichts von alledem.
Ich glaube nicht, dass das irgendwann schon einmal vorgekommen ist.
Keine grosse Sache, ich frage einfach nochmal nach in unserem Style Coaching. Schliesslich möchte ich, dass sie sich 100% wohl fühlt in ihren Outfits. Ich frage also, welche Körperteile sie gern betont durch ihre Kleidung, welche vielleicht weniger.
Ihre Antwort hat mich komplett von Hocker gehauen:
"Ach Ingrid weisst du, mein Körper hat schon echt viel für mich geleistet. Ich habe ihn zeitweise extrem getrimmt, dann wieder völlig vernachlässigt. Trotz aller Torturen hat er mir zwei gesunde Kinder geboren. Für all das bin ich echt stolz auf meinen Körper und wie er aussieht ist mir eigentlich völlig egal."
Ich LIEBE diese Perspektive!
Wie leicht ist es doch zu sagen:
"Hey, Body Positivity ist der Mindset der Stunde -liebe deinen Körper einfach! Jetzt! Juhu, wir lieben alle unsere Körper!"
Das ist genau, was viele Medien uns gerade einreden. "Leg' den Schalter um und liebe deinen Körper jetzt sofort. -Obwohl wir (die Medien) dir jahrzehntelang gephotoshoppte 20-jährige Models Größe 32 präsentiert haben."
Natürlich wäre es schön, den Schalter einfach umzulegen, aber wer kann das schon? Genau deshalb finde ich den Ansatz meiner Kundin so brilliant.
Lass' uns doch mal daran denken, was dein Körper schon alles Gutes für dich geleistet hat! Ich wette, dass ist viel mehr als was dir im ersten Moment einfällt.
Wann hast du deinen Körper wirklich getriezt und er hat alles geschluckt und mitgemacht?
Mein persönliches Beispiel: Während meiner Karriere im Design und Produktentwicklung bin ich während fast 7 Jahren ca. 50% meiner Arbeitszeit rund um den Globus gejettet. Ständig Langstrecken, kaum Schlaf, irgendwelches Essen auf die Hand, Zeitumstellung, oftmals 2 Inlandsflüge am Tag. Zwischendurch arbeiten,- die Flugzeiten könnt ihr euch also vorstellen.
Ich habe keinen Gedanken daran verschwendet, was ich meinem Körper eigentlich antue.
Wieviel Zeit schenken wir eigentlich unserem Körper? Fitness, bewusste Ernährung, gute Schuhe, ergonomische Arbeitsplätze... Ich hoffe, bei dir schaut es da besser aus, als bei mir.
Ganz nebenbei ist genau dieser Körper oftmals auch noch fähig uns Kinder zu schenken, als wäre es ein Spaziergang. Das war für meinen Körper zwar definitiv nicht so, umso dankbarer bin ich aber für eine gesunde Tochter.
Du hast längst bemerkt, was ich sagen möchte: Wenn wir unserem Körper dankbar sind und uns bewusst machen, was er eigentlich leistet, fällt es plötzlich viel leichter vermeintliche Makel zu ignorieren, oder? Ist es nicht viel grossartiger, was unser Körper uns ermöglicht und mitmacht, als das er vielleicht breite Schultern hat? Schwere Waden (ich)? Einen Bauch?
Noch weiter treibt es die Modepsychologie
Wusstest du, dass es eine wissenschaftliche Disziplin rund um Mode gibt? Ich habe im Studium noch "Soziopsychologie der Kleidermode" belegt. Eines meiner Lieblingsfächer! Aktuell wird die Disziplin besonders von Dr. Dawnn Karen vorangetrieben, die am FIT in New York lehrt. Sie fokussiert sich voll und ganz darauf, welche Signale ein Mensch mit seiner Kleidung aussendet. Diese Message wirkt auf den Träger selbst und natürlich auf das Umfeld. Körperlichkeiten werden hier bewusst aussen vor gelassen, bzw. sogar als veraltet und oberflächlich abgetan.
So sehr ich die Modepsychologie auch liebe und für total unterschätzt halte- sogar von vielen Stilberatern und der Modeindustrie, aber ganz so weit sind wir noch nicht. Meine Meinung. Wir leben nach wie vor in einer recht körperbetonten Welt und sollten das nicht einfach ignorieren.
Ausserdem: Es ist eine Tatasche, dass manche Stoffe und Schnitte und für gewisse Körperformen besser geeignet sind als andere. Nicht nur optisch, sondern was den Komfort und die Bewegungsfreiheit in der Kleidung angeht. Soll heissen: Nicht jede Frau fühlt sich in jedem Material/Schnitt gleich wohl und das ist körpergegeben. Nur wenn wir uns wohlfühlen in unserer zweiten Haut, können wir auch eine positive, anziehende Ausstrahlung erreichen, nicht wahr?
Ich verstehe es total, dass ihr mir diese Frage so oft stellt. Hier auf dem Blog gibt es ja auch einige Artikel dazu. Zum Beispiel dieser hier.
Deshalb ist es für mich nicht damit getan, einfach Body Positivity zum Mantra des Jahres auszurufen und zu glauben, nun seien alle Frauen glücklich mit ihrem Körper.
Kaschieren vs. Body Positivity vs. Modepsychologie. Ihr seht, hier gibt es durchaus verschiedene Meinungen.
Was ihr bisher gelesen habt, ist mein Gedankenkarussel zum Thema Körper.
Ihr könnt euch also vorstellen, wie angetan ich vom Ansatz meiner Kundin bin. Er bietet einen echten, glaubwürdigen und authentischen Weg zu mehr Freude am eigenen Körper und damit auch zu mehr Lust auf Kleidung die uns wirklich entspricht und somit happy macht. -Anstatt sich von jedem Röllchen irritieren zu lassen à la: "Dies' darf ich nicht und das kann ich nicht..."
Lass' uns wirklich loslegen, anstatt nur zu denken!
Ein Mode Journal oder Style Book ist eine wunderbare Möglichkeit dazu. Ich habe mein Style Book bisher nur dazu genutzt, Ideen und Bilder zu sammeln, aber warum nicht auch mehr Gedanken und Dankbarkeit einfügen.
Zum Beispiel diese:
Konnte ich dich zu ein bisschen mehr Selbstliebe anregen? Lass' mich gerne wissen, was du zum Thema denkst - unten im Kommentarfeld.
happy styling!
Ingrid
PS: Wünscht du dir auch ein persönliches Style Coaching? Schreib' mir einfach an office@stylemehappy.ch und wir besprechen deine Ziele.
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